Chrilles Backstübchen
In allen Kulturvölkern gehört Brot zu den unentberlichsten Nahrungsmitteln. Greift man auf die Religionsbekenntnisse zurück, so ist ohne weiteres zu ermessen, das Brot schon in den uralten Zeiten bei den Kulturvölkern hauptsächlichste Nahrungsmittel war.
Es ist eine allgemeine Vermutung das Pflanzen, Kräuter, Gräser und besonders Wurzeln sowie Knollengewächse und Baumfrüchte lange Zeit die erste Nahrung aller Bewohner der Erde waren. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot schrieb, daß bei einigen Völkern in Indien es Sitte war Getreide zu genießen, in dem die Ähren im halbgrünen Zustand abgeschnitten und auf heißer Asche zum augenblicklichen Verzehr gedörrt wurden.
Die nächste Entwicklungsstufe war das zerreiben der Getreidekörner zwischen zwei Steinen und das verrühren des gewonnenen Mehles mit Wasser. Der Mehlbrei wurde auf einen heißen Stein gestrichen und geröstet. Dies war das erste ungesäuerte Brot, der Fladen, der viele Jahrhunderte hindurch den Menschen zur Nahrung bis in der heutigen Zeit dient. Die Ägypter, die Phönezier und die Israelitten waren die ersten, die ca. 3000 Jahre vor Christus unter anderem bereits gesäuertes Brot in dafür vorgesehene Backöfen aus Lehm und Ton bucken.
Das Brotbacken hat in Deutschland eine lange Tradition. Die Kunst des Backens, zu der eine hochentwickelte Technologie gehört, ist erst nach und nach entstanden. Die Germanen, zu der Zeit als sie mit den Römern zusammentrafen, kannten nichts anderes als Hafergrütze. Bei Brei und Fladen blieben die Kulturvölker der alten Welt erstaunlich lange.
Wohl zufällig machte irgendjemand die Entdeckung, das ein übriggebliebener Teig der vergoren war beim Backen ein gelockertes aromatisches Gebäck ergab. Diese Erfindung vom vergorenen Teig wird erstmalig um 1800 vor unserer Zeitrechnung an verschiedenen Orten des östlichen Mittelmeerraumes entdeckt.
Erst im 12. Jahrhundert nach Christus begann in Deutschland die Verdrängung von Brei und Fladen durch Brot, daß sich von dieser Zeit an durchzusetzen begann. Es war die Zeit der Städtegründungen in Deutschland. Der Beruf des Bäckers wurde geboren. Als die Städte immer größer wurden, brauchte man Leute, die sich eigens der Bäckerei annahmen. Diese Leute schlossen sich zu Verbünden zusammen. Es entstanden die Zünfte, die Gilden und die Innungen. Am 16. Juni 1272 wurde die Bäckerinnung Berlin gegründet. Sie zählt zu einer der ältesten Zusammenschlüsse von Handwerkern in Deutschland. Soweit die Geschichte. Fortsetzung folgt.